historische Turmansicht

Zur Geschichte des Turms

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließ der Kanzleibeamte Köhler auf den Lahnbergen mit direkter Blickachse zum Schloss einen Ausblick schlagen. Der Platz wurde in der Folgezeit allgemein "Köhlers Ruhe" genannt.

Im Jahre 1828 veranlasste Werner Freiherr von Spiegel zum Desenberg, der in Marburg studierte, das Gelände auf seine Kosten herzurichten und ließ dort einen Pavillon bauen. Aufgrund der schönen Aussicht auf Marburg und das Umland wurde der Platz bald ein beliebtes Ausflugsziel und erhielt den Namen "Spiegelslust".

Die starke Besucherzahl ließ den Wunsch nach einem Wirtschaftsgebäude aufkommen, das mit einem Turm verbunden sein sollte. Daraufhin bildete sich 1872 ein Turmbauverein, nach dessen Vorstellungen der Bau etwa 32 m hoch, aus Bruchsteinen gemauert und oben durch eine Plattform mit Zinnen abgeschlossen werden sollte. Neben seiner Funktion als Aussichtspunkt war der Turm auch als Denkmal für die deutschen Siege über Frankreich von 1870/71 und zugleich als Gefallenenmahnmal gedacht.

Nach längeren Diskussionen entschied sich das Turmbaukomitee 1874 für den endgültigen Standort, den auch Freiherr von Spiegel vorgeschlagen hatte. Die Baupläne lieferte der Neugotiker Carl Schäfer, bekannt als Erbauer der Marburger "Alten Universität"

Nachdem der Turm schon eine beachtliche Höhe von fast 29 Metern erreicht hatte, stürzte er in der Nacht vom 12. auf den 13. März 1876 während eines heftigen Sturms bis auf einen Sockel in sich zusammen.

Erst im Juli 1887 begann Universitätsarchitekt Manfred Wentzel mit dem zweiten Versuch des Turmbaues, der im August 1890 erfolgreich beendet wurde. Die Kosten des Gesamtbauwerkes beliefen sich damals auf 43.000
Mark.

Am 2. September 1890 wurde das Bauwerk eingeweiht und erhielt den Namen "Kaiser-Wilhelm-Turm". Es lag wohl nicht nur am Ende des Kaiserreiches 1918, dass sich im Volksmund im Laufe der Jahrzehnte immer mehr der Name "Spiegelslustturm" einbürgerte. Als beliebtes Ausflugsziel wird der Turm, der sich im besitz der Stadt Marburg befindet, auch heute noch "Spiegelslust-Turm" genannt. Der Turm heißt jedoch historisch korrekt "Kaiser-Wilhelm-Turm" - "Spiegelslust" ist lediglich das Areal, auf dem die etwa 200m entfernte Waldgaststätte steht.

Wenn die Marburger also vom "Spiegelslustturm" sprechen, so wird dem Turm der Name des Areals zugeschrieben, auf dem früher der Eisenpavillon des "Freiherrn von Spiegel zu Desenberg" stand und wo sich heute die Spiegelslustgaststätte befindet.

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